ASC Neuenheim – SV 1899 Langensteinbach 0 : 1 (0 : 1)
(mit freundlicher Genehmigung durch den ASC Neuenheim, Herrn Weisbrod)
Stimmungsvolles Relegations-Finale in Kirrlach: Der ASC Neuenheim bleibt nach dem 0 : 1 in der Landesliga, der SV Langensteinbach in der Verbandsliga!
Die Gesamtnote „Schwache Neuenheimer“ in der Überschrift des RNZ-Artikels vom 17. Juni ist ein allzu pauschales, nicht leistungsgerechtes Urteil! Sie gilt vielleicht für die erste halbe Stunde, als der ASC sich von der offensiven, aggressiven und strukturierten Gangart des Verbandsliga-Viertletzten überrumpeln lässt. Dazu das allzu frühe Gegentor (7.), das den danach tiefer als die Abendsonne stehenden Langensteinbachern in die auf Kontrolle ausgerichteten Karten spielt.
Doch in der folgenden Spielstunde hält die Mannschaft von Chefcoach Uli Brecht vor etwa 700 Zuschauer/innen couragiert, aber oft zu hektisch dagegen. Im vielfach bewährten 3-5-2-System – leider ohne die verletzt vermissten Levin Sandmann (Offensive) und Philipp Knorn (Defensive) – sind die Anatomen von da an in puncto Ballbesitz mindestens ebenbürtig und haben durchaus Möglichkeiten zum Ausgleich. Um es mit dem Finalspieltag Fronleichnam auszudrücken: Zum Bedauern der lautstarken ASC-Fantribüne schaffen es die Brecht-Jünger nicht, das kostbare Wasser der raren Chancen in den Wein der notwendigen Tore zu verwandeln.
Mehr als verbandsligalike erweist sich wie schon beim Halbfinale gegen den mittelbadischen Vizemeister 1. FC Ersingen in Forst die Neuenheimer Fangemeinde. Schon auf der Anfahrt im vollen Bus in ausgelassener Sangeslaune, feuern die vorwiegend jungen ASC-Anhänger/innen mit Niklas Eulentrop am Megaphon ihre Gelbhemden fast pausenlos an.
Frühe Führung spielt aggressivem SVL in die Karten!
Nach der ersten blauen Angriffswelle kann der ASC mit etwas Fußglück sogar schon nach vier Minuten in Führung gehen. Während die Fantribüne den Klassiker „Auf gehts’s, Neuenheim, schießt ein Tor!“ intoniert, zirkelt ASC-Freigeist Tarek Aliane den ersten Freistoß in den SVL-Strafraum. Am langen Pfosten grätscht Safer Sechser Boubacar Siby (Nr. 4) in seinem letzten starken Spiel für den ASC Neuenheim Zentimeter an diesem gefährlichen Ball vorbei (4.).
Kurz darauf schlägt der SVL auf der anderen Seite kaltblütig zu. Ein Eckball von der rechten Seite findet den Kopf des in die sträfliche Lücke stoßenden SVL-Verteidiger Robin Müller, der ASC-Torwart Daniel Tsiflidis mit seinem platzierten Geschoss unter die Latte keine Chance lässt (7.). Vor der Trinkpause trifft SVL-Ankurbler Joao Radelli mit seinem Fernschuss den Neuenheimer Posten (21.).
Nach der Trinkpause hält der ASC offensiv dagegen!
Diese Trinkpause inklusive motivierender Ansage des Trainer-Tandems Uli Brecht und Pierre Heidicker tut den ASC-Spielern und ihrer Comeback-Mentalität gut. Nach einer halben Stunde das erste beeindruckende Neuenheimer Ausrufezeichen. Der spielende Co-Trainer Marcel Hofbauer dribbelt sich auf der rechten Außenbahn energisch durch und adressiert eine Traumflanke über die SGL-Abwehr auf die andere Strafraumseite. Dort lauert der aktionsfreudige Zehner mit der Neun Tarek Aliane und nimmt den perfekt getimten Ball mit der Frechheit des smarten Freigeistes volley. Sein Prachtschuss zischt knapp am langen SVL-Pfosten vorbei (30.).
Wenige Minuten später wehrt ASC-Keeper Daniel Tsiflidis, der wie sein Pendant Patrick Fabry insgesamt wenig Handgreifliches zu befürchten hat, einen knackigen Schuss von SVL-Zehner Dominic Riedel zur Ecke ab (40.). Überhaupt scheint die Taktik des cleveren SVL-Coaches Sebastian „Effe“ Weber vor allem darauf abzuzielen, mit langen Bällen auf den quirligen, trickreichen Flügelflitzer Simon Anthony Leimann, dreifacher Torschütze im Halbfinale gegen den FV Lauda, und dessen scharfen Flachflanken vor allem auf SVL-Goalgetter Dominic Riedel (24 Saisontore) zum Abschluss zu kommen.
Nach dem Wiederanpfiff des exzellenten Regionalliga-Schiedsrichters Marc Heiker aus Sinsheim, der mit der ausgesprochen fairen Partie keinerlei Mühe hat und mit seinen Assistenten Luca Binder und Ludwig Schilling stets richtig entscheidet, geht es dem Verbandsligisten vor allem daran, das Spiel aus der Defensive heraus zu kontrollieren, den Landesliga-Toptorjäger Ben-Richard Prommer an die Kette zu legen und Neuenheim seelenruhig kommen zu lassen.
Nach halbstündigem Rasenschach will Neuenheim den späten Ausgleich!
Gut eine halbe Stunde lang sehen die etwa 700 Zuschauer/innen, darunter die ASC-Gründungsmitglieder Prof. Dr. Dirk Heinrich und Dr. Walter Herzog auf der schattigen Gegentribüne, eine Art Rasenschach mit Vorteilen für Neuenheim und gerecht verteilten gelben Karten.
Die beiden bis dahin besten Blauen Dominic Riedel, ein torgefährlicher Zehner wie aus dem Lehrbuch, und sein wieselflinker Teflon-Partner Simon Anthony Leimann mangels Pässen verbringen die restliche Spielzeit quasi in Quarantäne.Auf der anderen Seite gelingt es den von den Fans unermüdlich nach vorne skandierten Gelbhemden nicht, das Abwehr-Bollwerk um den ausgebufften SVL-Kapitän Thorsten Kraski ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.
ASC-Speedmaster Stefan Berger sorgt mit seinen Turbo-Dribblings und Power-Flanken aus dem Fußgelenk zwar für viel Trouble. An Zuspielen in die Spitze mangelt es Tarek Aliane, Boubacar Siby & Co. jedoch an der exakten Dosierung. Dem stets gedoppelten Saison-Torgaranten Ben-Richard Prommer fehlt im Duell des entschlossen zupackenden SV-Keepers Patrick Fabry zwei-, dreimal die entscheidende Fußlänge zum Ausgleich.
Zehn Minuten vor dem Abpfiff die letzte klare Möglichkeit für den konditionell fitteren Landesligisten. Einen Freistoß von Alexander Kerber, ebenfalls in seinem letzten ASC-Spiel, verlängert Ben-Richard Prommer mit dem Hinterkopf auf den langen Pfosten, den er jedoch um einen halben Meter verpasst (80.). Nach fünfminütiger Nachspielzeit pfeift Schiedsrichter Marc Heiker (TSV Kürnbach) das Finale im idyllischen Kirrlacher Waldstadion ab.
Der verheißungsvolle Lichtblick aus Neuenheimer Sicht: Die zahlreichen ASC-Fans hinter der Neuenheimer Bank feiern ihre enttäuschten Spieler mit Sprechchören und lindern ein wenig den Schmerz der verdienten, trotzdem mit einem Lucky Punch vermeidbaren Niederlage. Beim vom Verein spendierten Freibier nebst Grillgut und bei der spätabendlichen Rückfahrt im Mannschaftsbus weicht der Frust über den Nichtaufstieg der Genugtuung über eine herausragende Saison.
Kompliment und Dank an den großartigen Gastgeber FC Olympia Kirrlach!
Der Autor dieser Spielstory sagte dem RNZ-Reporter Wolfgang Brück nach dem Abpfiff: „Wir sind jetzt 44 Jahre ohne die Verbandsliga ausgekommen. Da halten wir es noch gut bis (mindestens) zum 45jährigen Bestehen des Anatomie-Sport-Club Neuenheim1978 e. V..im nächsten Jahr aus. Die Saison 2021/22 und die Relegations-Krimis in Forst und Kirrlach waren auch ein Erfolg für die positive Außenwirkung und die in den letzten entscheidenden Wochen enorm gestiegene mediale Reichweite des ASC Neuenheim.
Herzlichen Glückwunsch und Kompliment an den SV Langensteinbach, der sich den Verbleib in der Verbandsliga mit einer reiferen, abgebrühteren Gesamtleistung verdient hat. Ein Extra-Dankeschön geht an die Adresse de Veranstalters und Final-Ausrichters FC Olympia Kirrlach. Wie das vielköpfige FC-Team das stimmungsvolle Endspiel organisiert und die etwa 700 Gäste bestens gelaunt bewirtet hat: Das war wahrhaft olympisch! Unsere Gesamtnote für Eure Gastgeber-Leistung: Ganz stark!
Joseph Weisbrod (Text & Fotos)
ASC Neuenheim: Daniel Tsiflidis – Arik Edelmann, Dominik Räder (C), Famara Sanyang – Boubacar Siby, Oliver Kubis (68. Ralf Berger), Marcel Hofbauer (74. Alexander Kerber),Tarek Aliane, Lucas Ring – Ben-Richard Prommer, Stefan Berger
SV 1899 Langensteinbach: Patrick Fabry – Dominik Haramustek, Thorsten Kraski, Robin Müller, Joao Paulo Tardelli Rancano Rosa (84. Tim Kröbel), Steffen Roth – Nicolas Schiatti (82. Jan-Oliver Stachura), Simon Anthony Leimann (90. Nicolas Schmider) – Dominic Riedel, Lars Kuhn